Interview – Brigitte Goltschnig

„Zähne putzen während ich Nutella esse, macht sicher den gleichen Sinn.“

Brigitte Goltschnig ist seit 2006 als Pflegekraft in einem Seniorenheim tätig.

Die Mama von zwei Kids ist eine begnadete Köchin und liebt es, mit ihren Kochkünsten ihre Familie und Freunde zu verwöhnen. Im Interview erzählt sie, was sich seit Corona für sie verändert hat, was die Krise für Ihren Alltag bedeutet und welche emotionalen Herausforderungen Sie im Job zu meistern hat…

Was hat sich seit Beginn der Krise für dich persönlich und/oder dein Unternehmen verändert? Hat sich was verändert?

Oh ja, vor allem im privaten Bereich. Die Fremdbetreuung von meinen zwei Kindern ist von einem auf den anderen Tag völlig weggefallen. Homeschooling, Basteln und Kinderbespaßung sind, neben Hausarbeit, Kochen und homeoffice, unser neuer Alltag. Die Trotzphase meines 3-jährigen Sohnes ergänzt das Ganze noch perfekt. Zu Beginn der Krise gab es einige schlaflose Nächte und lange Gespräche mit meinem Mann, wie sich diese Situation wohl auf unsere Familie und das Leben generell auswirken wird – sowohl finanziell als auch in unserem Alltag als Familie. Aber jetzt, nach ein paar Wochen in dieser Ausnahmesituation, haben wir alles schon ganz gut im Griff.

Ich arbeite in der Plfege – plötzlich ein systemrelevanter Beruf – was bedeutet, dass ich arbeiten gehen muss oder darf, je nachdem wie man es sieht. Ich liebe meinen Beruf, jedoch stellen mich gewisse Maßnahmen emotional ganz schön auf die Probe.

Der Virus an sich begleitet mich im Seniorenheim schon länger. Da im Seniorenheim Risikopatienten leben, werden die verschärften Maßnahmen bei uns schon seit einiger Zeit durchgeführt und werden wahrscheinlich auch noch in Zukunft zu unserem Arbeitsalltag gehören. Was jedoch wirklich schwierig ist, ist, dass die Bewohner keinen Besuch empfangen dürfen, auch die Sterbebegleitung ist nicht die gleiche wie vor der Krise. Das ist eine der Tatsache, die mich am härtesten trifft.

 
Gibt es für dich auch positive Aspekte der aktuellen Krise (natürlich ohne Berücksichtigung der dramatischen gesundheitlichen Auswirkungen)?

Definitiv. Der Zusammenhalt in der Nachbarschaft ist noch viel größer geworden. Besorgungen füreinander, Unterstützung bei emotionalen Tiefs und viele leckere Mehlspeisen, die untereinander ausgetauscht werden, erleichtern uns den Umgang mit dieser Situation enorm. Man wird dankbar für Kleinigkeiten – und sei es nur für eine kurze Unterhaltung am Gartenzaun, die vor der Krise als selbstverständlich erachtet wurde. Auch die Intensität und Dauer der Gespräche mit der Familie über Videotelefonie hat sich erhöht.

Jedoch dem Wort “Entschleunigung”, das in aller Munde war oder ist, kann ich als arbeitende 2-fach Mama, die neben Haushälterin, Köchin und Organisationstalent auch noch plötzlich Deutsch-, Mathe-, Englisch-, Werk-, Religions- und Turnlehrerin ist, nicht viel abgewinnen. Es hat bei uns schon eine Zeit gebraucht, bis wir uns unseren eigenen Corona-Alltag organisiert hatten.

Oft habe ich mir gedacht: „Zähne putzen während ich Nutella esse, macht sicher den gleichen Sinn.“

Brigitte´s Buchtipps:
„Das Karma meine Familie und ich“ von Stephanie Schönberger
„Batiloo“ von Florentina Klampferer
Hat aus deiner Sicht in der Wirtschaft, in der Politik bzw. in deinem privaten Umfeld ein Umdenken Richtung nachhaltiger Entwicklung stattgefunden? -> sprich Regionalität, Kaufverhalten, Einstellung zur Globalisierung,… 

Regionalität hat für mich schon immer einen sehr hohen Stellenwert gehabt. Wir haben in der Nähe einen kleinen Bauernladen, bei dem wir frisches Obst und Gemüse bekommen und der 24 Stunden geöffnet hat. Diesen nutze ich jetzt noch mehr als vor der Krise. Und anstatt wie zuvor fast jeden Tag einkaufen zu gehen, gehe ich jetzt alle 14 Tage. Das funktioniert Dank einem guten Plan super.

Außerdem gehören wir zu den glücklichen Menschen, die dort wohnen wo andere Urlaub machen. Deshalb fällt es uns auch nicht schwer, unseren Urlaub heuer in Österreich bzw. Kärnten zu verbringen. Mir ist es wichtig, dass wir unsere Wirtschaft, die heimischen Betriebe und den heimischen Tourismus in dieser speziellen Zeit besonders unterstützen.

Jeder kann einen Beitrag leisten – sowohl mit einer nachhaltigen Lebensweise, als auch beim Einhalten des Mindestabstandes und dem Tragen von Schutzmasken in der Öffentlichkeit.

 
Ist es aus deiner Sicht erstrebenswert zur Situation „vor Corona“ zurückzukehren, oder sollte sich etwas verändern – regional/global/privat/in der Wirtschaft?

Ich wünsche mir, dass die Menschen es weiterhin zu schätzen wissen, was unsere regionalen Betriebe und die heimische Wirtschaft zu bieten haben. Dieses Angebot sollte auch noch nach Corona genutzt werden. Auch die Wertschätzung gegenüber den Pflegeberufen und dem Handel (va. Lebensmittel) sollte weiterhin bestehen bleiben und sich monetär niederschlagen.

 
Was wirst du als erstes tun, wenn die Ausgangsbeschränkungen aufgehoben werden?

Als erstes freue ich mich, wenn ich meine Familie wieder sehen kann. Auch meine Tochter kann es kaum erwarten , ihre Schulfreundinnen zu treffen. Die Mädels haben sich Einiges zu erzählen.

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Brigitte´s Rezepttipp: 
Schnelle Spargeltarte


Zutaten:
1 Packung Blätterteig
½ Becher Sauerrahm
½ Becker Ricotta
1 Ei
Salz Pfeffer Knoblauch Kräuter
grüner Spargel

Sauerrahm, Ricotta und das Ei mischen. Mit Salz Pfeffer Knoblauch und den Kräutern würzen. Auf den Blätterteig aufstreichen, grünen Spargel waschen und die Sauerrahm-Ricotta Masse belegen. Den Rand beim Blätterteig einschlagen. Bei 180 Grad ca. 20 min ins Rohr. Mit Parmesan servieren.

Vielen Dank für das Interview!!

#letsmaketheworldabetterplace – togehter!